“Kein Vertrauen in Seibersdorf”
Ein Radprofi wehrt sich: Der des Epo-Dopings verdächtigte Christian Pfannberger will seine B-Probe in einem anderen Labor analysieren lassen.
Christian Pfannberger hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Momentan gibt es nicht viele, die den Worten des Radprofis Glauben schenken. Seine Freundin Birgit. Sein engstes Umfeld. Pfannberger steht als Doper da. Als vermeintlicher Wiederholungstäter.
Pfannberger wird seit zwei Tagen des Epo-Dopings verdächtigt. Ermittelt bei einer Kontrolle des Rad-Weltverbandes UCI, analysiert im österreichischen Anti-Doping-Labor Seibersdorf. Es gibt kaum Doping-Sünder, die nicht ihre Unschuld beteuern. Doch Pfannberger tut es mit ziemlich drastischen Worten: “Ich wäre der größte Idiot, würde ich - wo ich doch soeben einen sensationellen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben habe - Epo nehmen, wo jeder weiß, dass es leicht nachgewiesen werden kann. Ich hatte von meinem Team null Erfolgsdruck. Hätte ich Epo genommen, hätte ich dem Kontrollor sicher nicht einmal die Tür aufgemacht.”
Die Chance
Fakt ist, dass das WADA-akkreditierte Labor Seibersdorf eine positive A-Probe ermittelt hat. In den nächsten Tagen soll in Seibersdorf die B-Probe geöffnet werden. Soll. Denn das will der gebürtige Steirer unter allen Umständen verhindern. “Ich habe kein Vertrauen in Seibersdorf”, sagt er im KURIER-Interview. “Meine einzige Chance ist, dass die B-Probe in einem anderen anerkannten Labor analysiert wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Seibersdorf-Mitarbeiter den Fehler eines anderen Mitarbeiters zugeben würde.”
Pfannberger hat beim internationalen Verband UCI am Freitag einen entsprechenden Antrag gestellt. Darin erklärt der Staatsmeister ausführlich, warum sein Vertrauen in Seibersdorf erschüttert sei. “Das Labor geriet zuletzt öfter in die Schlagzeilen. Und bereits bei meinem ersten Fall vor fünf Jahren wurde mir in Seibersdorf eine positive Probe zugeordnet, die anonym war. Außerdem wurde diese Probe zuerst negativ, dann positiv deklariert.”
Labor-Sprecher Michael Hlava meinte: “Wir bekommen anonyme Proben und übermitteln das Ergebnis an den Auftraggeber.”